Ich packe meinen Koffer – Reisechecklisten für Menschen mit Behinderung

Wenn Menschen mit Behinderung verreisen, kann das ziemlich aufwändig sein. Wie aufwändig ist auch abhängig von der Art der Behinderung und den eigenen Bedürfnissen.

Alleine bei der Buchung einer Unterkunft muss ich als behinderte Frau vieles beachten. Als Mama mit Behinderung gilt es noch viel mehr zu berücksichtigen und oft habe ich das Gefühl, nach einer Planung einer Übernachtung oder eines Urlaubes, dringe Urlaub zu brauchen.

Barrierefreiheit ist zwar ein umfassendes gesellschaftspolitisches Thema, sie ist aber in der Realität noch lange nicht überall und jederzeit gegeben. Für mich als Rollstuhlnutzerin sind folgende Dinge wichtig:

  • Eingangsbereich ohne jegliche Stufen und Hindernisse oder Rampen
  • Zimmer mit Platz für den Rollstuhl
  • Breite von Fluren
  • Breite und Stufenfreiheit von Türen und Durchgängen
  • Raumgröße und Zugänglichkeit für Bad und WC
  • Haltegriffe im Bad
  • Ausstattung und Einrichtung des Zimmers (Erreichbarkeit von Türen, Fenstern, Schaltern, die Höhe des Bettes usw.)
  • Zugang zum Bett
  • Zugang zu Fitness- oder Wellnessbereichen
  • Eingangssituation von Restaurants/Essbereichen
  • separate Zimmer mit Verbindungstür, für die Kinder die meistens nicht mehr bei uns im Zimmer unterkommen können.

 

Dokumente, Papiere und medizinische Unterlagen, die beim Urlaub Behinderter nicht fehlen dürfen

Auf Reisen ist es unabdingbar, Unterlagen zur eigenen Person mitzuführen. Jeder Mensch sollte sich zu jedem Zeitpunkt ausweisen können. Das gilt sowohl im Ausland als auch im Heimatland. Für Menschen mit chronischen Krankheiten oder Behinderungen können zudem ärztliche Unterlagen und Informationen über das Krankheitsbild und die Krankheitsgeschichte wichtig sein. Im Notfall sollen Helfer am Reiseziel in der Lage sein, sinnvolle Hilfe zu leisten. Mitführen sollten Behinderte:

 

Menschen mit Einschränkungen benötigen wie alle anderen Touristen im Urlaub Zahlungsmittel

Egal ob die Reise in ein fernes Ausland führt oder innerhalb von Deutschland liegt, Zahlungsmittel sind für alle Reisenden ein Muss. Ohne gültige Zahlungsmittel erhält man natürlich weder Serviceleistungen noch Produkte. Das ist völlig logisch. Wie froh ich hier über den Euro bin, hat sich bei meiner Reise in die Schweiz gezeigt. Vielmehr im nicht europäischen Ausland war ich mit dem Rollstuhl und den Kindern noch gar nicht. Als Praxistipp hat sich bewährt, nicht ständig die gesamte Barschaft in der Geldbörse mit herumzutragen. So geht bei einem Taschendiebstahl oder Verlust nicht das komplette Budget verloren. Wenn es einmal Geldprobleme im Urlaub geben sollte, helfen Rufnummern von Banken und Servicehotlines. Die Checkliste zeigt, welche Dinge relevant sind:

  • Bargeld in Euro
  • Bargeld in Fremdwährung bei einer Reise ins Ausland
  • Geldkarte oder EC-Karte
  • Kreditkarte
  • Geldbörse
  • Ersatzgeldbörse als Geldversteck
  • Notfall Telefonnummern von Kreditkartenanbietern, Servicehotlines und der Bank
  • Infoblatt des genutzten Kreditinstituts, wo steht, was im Falle eines Kartenverlustes zu tun ist
  • Telefonnummer der Polizei am Urlaubsort, falls ein Diebstahl von Bargeld o. ä. passiert und gemeldet werden muss
  • Rufnummernliste für Notfälle, so dass Personen am Zielort bei einem Zwischenfall die Familie oder Bekannte daheim verständigen können
  • Bargeld um evtl. Arztkosten auch vorstrecken zu können. (Dies musste ich zum Beispiel bei einem Zahnarztbesuch in Österreich)
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Hilfsmittel, ohne die ein Urlaub für chronisch kranke oder Behinderte schwierig werden könnte

Das beste Mittel zur Hilfe für eingeschränkte Reisende freundliche und hilfsbereite Mitmenschen. Bordpersonal in Flugzeug oder auf einem Kreuzfahrtschiff, sowie nette Bahnbegleiter können eine Reise für einen Menschen mit Mobilitätsproblemen erheblich einfacher und unkomplizierter machen. Schwieriger kann es sein, wenn die behinderte Person auf sich allein gestellt ist, keine weitere Person mitfährt und alle Herausforderungen im Alleingang gemeistert werden müssen. Ich habe auch schon Mitpassagiere in der S Bahn angesprochen, die dann für mich zum Zugchef gerannt sind, damit dieser die Spaltüberbrückung ausfahrt. Mit einer Sprachbehinderung ohne Talker, kann dies aber auch eien enorme Herausforderung sein. Je nach Behinderung sind die folgenden Utensilien auf einer Urlaubsreise mit dabei:

  • Reifenflickset und kleine Werkzeugtasche, falls der Rollstuhl keine Vollgummireifen besitzt und einen Platten kriegen könnte
  • Akkuladegerät wenn der Rollstuhl oder das Hörgerät aufgeladen werden muss
  • Adapter
  • Armbinde und/oder andere Kennzeichen, um der neuen Umgebung die Behinderung weitgehend sichtbar zu machen
  • Parkausweis zur Nutzung von Behindertenparkplätzen
  • Liste von Dienstleistern am Urlaubsort, die bei technischen Ausfällen und Problemen helfen können (für Rollstühle, Hörgeräte, Sauerstoffgeräte und andere Hilfsmittel)
  • Adressen und Rufnummern von Hilfsmittelvermietungen am Zielort, für Ausstattungen wie Strandrollstühle, Lifter, Rollstuhlzuggeräte und mehr
  • Reservestock bei Sehbehinderungen

     

Reiseunterlagen und Dinge, die Menschen mit Behinderungen im Urlaub begleiten sollten

Für jede Reise ist es erforderlich, die nötigen Papiere und andere unverzichtbare Utensilien im Gepäck zu haben. Dazu gehören Dinge des Alltags wie das Mobiltelefon oder Handy und genauso ein Reiseführer, der wichtige Adressen oder andere Infos bereit hält. Die Checkliste zeigt, was alles sinnvoll sein kann, dabei zu haben.

  • Handy/Mobiltelefon
  • bei Bedarf ausländische Telefonkarte eines Mobilfunkanbieters im Reiseland
  • Adressliste für Ansichtskarten
  • Unterlagen für Reisen mit Handicap vom Automobilclub
  • Reiseführer mit Details zum Urlaubsort
  • falls vorhanden: nationaler beziehungsweise internationaler Führerschein
  • Kfz-Schein
  • Navigationsgerät oder Straßenkarten
  • Vignetten und Mauttickets
  • Checkliste der Zieladressen
  • Hotelreservierung
  • BahnCard
  • Zugticket
  • Flugticket
  • Flugtauglichkeitsbescheinigung vom Arzt (MEDIF)
  • Übersicht der Reisezeiten
  • Visum
  • Personalausweis/Reisepass
  • Schwerbehindertenausweis/Behindertenausweis (international)
  • Studentenausweis (international)
  • Reisetagebuch
  • Krankenakte, die vor Ort nötig sein könnte
  • Nachweis der Auslandskrankenversicherung
  • Krankenversicherungskarte
  • Unterlagen Auslandsreiseversicherung

     

Manche Menschen mit Einschränkungen müssen mit Medikamenten verreisen

Eine Erste-Hilfe-Ausstattung haben fast alle Reisenden im Koffer. Für Personen mit Handicap sind häufig eine Vielzahl von Medikamenten erforderlich, die nicht zu Hause zurückgelassen werden können. Wichtig ist, dass Behinderte sich rechtzeitig im Vorfeld mit ausreichend Arzneimitteln eindecken. Schließlich kann es sein, dass am Urlaubsort die benötigte Medizin gar nicht oder nicht schnell genug zu beschaffen ist. Diese Situation sollte möglichst vermieden werden. Daher verdeutlicht die Liste, was alles zu bedenken ist:

  • Kopfschmerztabletten
  • Durchfalltabletten
  • Verstopfungstabletten
  • Antibabypille/Kondome
  • Allergietabletten
  • Hustenmittel und Nasentropfen
  • Schmerzgel
  • Tabletten gegen Übelkeit und Seekrankheit
  • Pflaster
  • Mullbinden
  • Mückenschutz
  • Fettcreme
  • kühlende Creme
  • Zeckenzange
  • gegebenenfalls ein kompaktes, vollständiges Erste-Hilfe-Set
  • Notfallkarte mit Angabe der Blutgruppe und Telefonnummer für Notfälle
  • Diabetikerausweis
  • individuelle medizinische Dokumente
  • individuelle Medikamente in ausreichender Menge für die gesamte Urlaubsdauer
  • ärztliche Bescheinigung bei bestimmten Medikamenten, um diese ins Ausland einführen zu dürfen (Auskünfte gibt es beim Hausarzt oder der Bundesopiumstelle)

Nicht nur für Arzneimittel, auch für einige Medizintechnik, die bei der Anreise zum Beispiel im Flugzeug oder in der Bahn betrieben werden muss, können Unterlagen und nachweisliche Dokumente erforderlich sein. Konformitätserklärungen sind beim Hersteller, Versorger oder Arzt erhältlich.

 

Artikel für die Hygiene und tägliche Körperpflege auf Reisen

In vielen Hotels und Gasthäusern sind Duschgel und Handseife standardmäßig vorhanden. Im Ausland kann es allerdings etwas anders aussehen. Dort trifft die Kategorie-Einteilung in Sterne nicht auf den Standard, der in Deutschland üblich ist. Der persönliche Bedarf an Pflegeprodukten für Menschen mit Behinderung ist teilweise umfangreicher als der handelsübliche Bedarf. Gleichzeitig spielen natürlich auch induiduelle Vorlieben und Empfindsamkeiten eine wichtige Role.

  • Bade- oder Duschgel
  • Handseife
  • Sonnenmilch oder -creme
  • Haarbürste/Kamm
  • Deodorant
  • Haarshampoo
  • Haarspray oder andere Haarpflegeprodukte
  • Haargummi oder Haarschmuck
  • Stirnband oder Kosmetikband
  • Brille inklusive Brillenetui
  • Kontaktlinsen mit Kontaktlinsenbehälter und Reinigungsmittel
  • Parfum
  • Kulturbeutel mit Handspiegel
  • Lippenpflegebalsam
  • Pinzette und Nageletui
  • Handcreme
  • Ohrstöpsel gegen Lärmbelästigung
  • Damen- oder Herrenrasierer plus Rasierschaum
  • Make-up
  • Abschminktücher oder Reinigungsmilch
  • Tampons oder Binden
  • Verhütungsmittel
  • Zahnbürste und Zahnpasta
  • Zahnseide oder Zahnstocher

 

Die vollständige Garderobe für einen schönen Urlaub mit Behinderung oder chronischer Krankheit

Menschen, die seh-, geh- oder hörbehindert sind, bevorzugen oft Outfits, die sich bequem an- und ausziehen lassen. Wenn Reisende nicht genau wissen, wie sich das Wetter am Zielort entwickelt, ist eine legere Bekleidung in Lagen empfehlenswert. So kann man bei Sonne eine Weste ablegen oder bei frischem Wind wieder überwerfen. Eine Regenjacke oder –cape, das den Rollstuhl mit bedeckt, sollte mit in den Koffer. Ebenso sind Kopfbedeckung und Sonnenbrille von Relevanz. Die Packliste für Kleider kann folgendes umfassen:

  • Unterwäsche (Slips und Hemden)
  • BH
  • Socken oder Strumpfhosen
  • Weste und Jacke
  • Regenjacke
  • lange Hosen
  • kurze Hosen
  • dreiviertel Hosen oder Rock
  • T-Shirts
  • Hemden oder Blusen
  • leichter Sweater
  • warmer Fleece Pullover
  • Schlafanzug
  • Schuhe für drinnen und draußen
  • Badelatschen
  • Badehose oder Badeanzug
  • Sonnenmütze oder -hut
  • Sonnenbrille
  • Waschlappen
  • Handtücher

Gegenstände zur Freizeitgestaltung und Dokumentation des Urlaubs für behinderte Menschen

Technik kann den Alltag von Personen mit Behinderung sehr erleichtern. Auch in der Freizeitgestaltung sind technische Gerätschaften eine Bereicherung. Eine Kamera hält schöne Eindrücke für die Daheimgebliebenen und zur Erinnerung fest und ein E-Book-Reader sorgt für gute Unterhaltung in erholsamen Stunden.

  • Handy mit Ladekabel
  • Digitalkamera mit Ersatz Akku oder Ladegerät
  • wetterfeste Tasche für Digitalkamera
  • Adapter für Steckdosen, besonders im Ausland
  • Laptop oder Tablett
  • Kopfhörer
  • E-Book Reader
  • Buch oder Zeitschrift
  • Spiele für eine oder mehrere Personen wie Kartenspiel, Gesellschaftsspiel – insbesondere bei Reisen mit Begleitung durch eine Begleitperson eine Empfehlung

Ihr merkt, vieles ist gleich – an manches muss zusätzlich gedacht werden. Und auch wenn es uns oft selbstverständlich vorkommen mag, mir helfen solche Listen immer sehr, um den Überblick zu behalten.

Was darf bei euch auf keinen Fall in der Packliste fehlen?

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