Zürich mit Rollstuhl und Familie

Ich habe mein Herz an Zürich verloren

Als ich im Frühling in Zürich war – im Rahmen des Protesttages für Menschen mit Behinderungen, war mir klar – diese Stadt will ich meinen Liebsten zeigen.

Eigentlich möchte ich, dass jeder diese Stadt einmal gesehen hat. Zwischen Lifestyle und Geschichte, Urbanem Leben und Kultur, Berge und Wasser und zwischen Student und Bänker leben.

Ja, die Familien kommen hier nicht wirklich vor.

Die Frage nach dem WARUM hat mich schon etwas umgetrieben.

Zürich ist teuer – das ist mit Sicherheit der Hauptgrund.

Ok. Ertappt. Zurück ist sehr, sehr teuer.

Aus diesem Grund vermutlich schlichtweg nicht leistbar für Familien.

Das spürte ich auch schnell, als ich mich auf die Suche nach einer Unterkunft für 2 Nächte machte. Zimmer für 4 Personen und eine davon sitzt im Rollstuhl, gab es schlichtweg nicht. Also müssten wir aus 2 Doppelzimmer ausweichen. In der Mitte von Zürich war das schlichtweg nicht bezahlbar für uns.

Aber mein Herz – ich hatte ein kleines Stück davon dort gelassen und sah uns schon als Familie die Limmat entlang laufen oder auf der Wiese am Zürich See Ball spielen.

Dann entdeckte ich ein Hotel außerhalb und überlegte mir, wie wir das logistisch lösen können. Es gelang uns ganz gut. Alles über das Hotel erfahrt ihr in diesem Beitrag.

Nun hatten wir also einen Tag für diese wunderschöne Stadt. Das ist natürlich viel zu wenig, um alles zu sehen und zu bestaunen. Doch ein paar Highlights wollte ich meinen Lieben auf jeden Fall zeigen. So sind wir vom Bahnhof aus, die weltberühmte Bahnhofsstraße entlang gelaufen. Für ein Kind, dass sich sehr für teure Designer interessiert ein Traum. In ein Geschäft durfte er auch hinein – ich auch (also ihr merkt schon, Rollstuhlzugänglichkeit ist oft gegeben – auch wenn es auf den ersten Blick nicht so aussieht) und bekam eine kleine Führung. So ein glückliches Kind. Nur Fotos durfte ich keine machen. Das hat etwas ganz besonders mit ihm gemacht. Denn von unseren Worten: „Du bist richtig, so wie du bist.“ wurden hier Tatsachen. Er wurde nicht belächelt für seine Freude an Glitzerkleidern und Taschen. Er wurde ernst genommen und seine Freude war der Dank.

Danach ging es weiter Richtung See und bei der Zentralbank haben wir uns über finanzielle Aspekte unterhalten. An den vielen, vielen Brunnen wurden die mitgebrachten Trinkflaschen immer halb aufgefüllt, damit sie schnellst möglichst leer getrunken waren, um sie wieder auffüllen zu können.

Wir sind mit unserer Zürichcard in die Fraumünsterkirche gekommen und die Kinder und der Mann konnten dort die Chagallfenster bewundern. Für mich war das leider nicht möglich, da hier dann Treppenstufen den Weg hinter dem Altar für mich unzugänglich machen. Ebenso kam ich nicht in den Gebetsraum und die Krypta. Ins Kirchenschiff selbst, kommt man aber über eine Rampe.

Ein bisschen Schlendern durchs Ober – und Unterdörfli durfte auch nicht fehlen. Hier hat sich die Stadtführung vom Mai richtig ausgezahlt. Ich kannte kleine Wege und wusste auch einiges zu erzählen. Das zeigte mir einmal wieder, dass sich Geld in eine Privatführung immer lohnt, wenn man eine Stadt öfters besuchen möchte.

Wir sind auf die Terrasse, in der es wohl die beste heiße Schokolade in Zürich gibt. Ein paar Wege weiter wollten wir einen kleinen Schleichweg gehen und es kam uns eine Ratte über den Weg gelaufen. Danach sind wir dann doch lieber umgedreht ;-). Warum ich das hier erzähle? Damit ihr seht, dass Zürich eine wunderschöne Stadt ist, aber eben auch eine „echte Stadt“ in der es nicht nur teuer und eitel ist. Sondern voller Leben und Liebe, auch mit ein paar Ecken die es wohl überall gibt.

Das Kopfsteinplaster ist eben und lässt sich relativ gut befahren

Die Jungs sind mit der Polybahn kurz nach oben Richtung Universität gefahren. Auch das konnte ich mit dem Rollstuhl leider nicht. Doch ein paar Meter weiter wartete die Central Station auf uns und hier wurde mir bei der Tram eine Rampe hingelegt. So sind wir dann ein paar Stationen weiter gefahren um mit der Zahnradbahn nach oben auf den Berg zu fahren.

Dort haben wir gepicknickt mit einem Ausblick über ganz Zürich.

Wieder zurück unten – sind wir in der Zentralstation ausgestiegen und die Jungs sind mit der nächsten Tram zur Oper gefahren. Ich wollte lieber am Fluss entlang fahren. An der Oper waren gerade die Filmfestspiele und wir haben sehr lange, sehr teuren Autos zugeschaut, wie sie ein – und ausgefahren sind. Danach sind wir den See entlang gelaufen und haben auf der großen Wiese gespielt, ausgeruht, gelesen und die Füße ins Wasser gestreckt.

Auf dem Rückweg gab es Musik und Seifenblasenkunst. Völlig kostenlos – als Unterhaltung für die Seegäste. Über den Lusienhof – mit nochmals einem Ausblick über Zürich und einem Spielplatz hoch oben, sind wir dann wieder zurück, um mit der Limmattalbahn Richtung Hotel zu fahren.

Ein Tag mit vielen Schritten für meine Männer.

Ein Tag mit viel Gewackel durch Kopfsteinpflaster für mich.

Ein Tag mit viel Sonne und wunderschönen Momenten.

Ein Tag der im Herzen bleibt.

Einen halben Tag hatten wir danach noch in Zürich – doch dieser war fest gebucht für einen ganz besonderen Ausflug. Darüber könnt ihr hier bald mehr nachlesen.

 

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