Zürich mit dem Rollstuhl besuchen

Ist die größte Schweizer Stadt Zürich, von der ich schon so viel gehört habe, auch für mich mit dem Rollstuhl gut zu besuchen?

Wie so oft stelle ich mir, bevor ich zu einer neuen Umgebung komme Fragen:

  • Was werde ich alles sehen können?
  • Wo komme ich hinein?
  • Klappt die Fahrt mit den Öffentlichen Verkehrsmitteln?
  • Wo kann ich zur Toilette gehen?

All das wollte ich in Zürich einmal testen und ausprobieren. Ich kann es vorweg nehmen: Ich habe mich so wohl gefühlt, dass ich auch gerne noch länger geblieben wäre.

Damit bin ich aber nicht alleine Zürich zählt seit Jahren zu den Städten der Welt mit der höchsten Lebensqualität. Das verwundert mich nicht, nachdem ich ein paar Stunden dort war. Denn nicht nur die Lebensqualität und die Möglichkeiten dort sind vielfältig, auch die Menschen sind sehr nett, hilfsbereit und freundlich. Hier haben sich die Autofahrer entschuldigt, wenn sie mich nicht über die Straße gelassen haben und dabei nett gelächelt. Ein ganz besonderer Duft liegt in der Luft – vielleicht macht dieser die Mischung aus allem?!

Ja, Zürich ist teuer. Das möchte ich hier gar nicht verschweigen. Hier kann man (sehr) viel Geld lassen. Ein Aperol to go direkt am Zürichsee kostet schon einmal 14.50 Franken. Die Kugel Eis lag zwischen 3,50 Franken und 4 Franken. Zum einen möchte ich aber sagen. Dass ich für das Geld wirklich überall eine hervorragende Qualität erhalten habe und zum anderen gibt es auch einige Möglichkeiten nicht ausschließlich teuer bezahlen zu müssen.

Der erste Tipp ist die Zürich Card. Damit kann man nicht nur mit der Tram und den Bussen fahren, sondern auch die Bergbahnen benutzen und Schifffahrten über den Zürichsee machen. Die Schiffe sind mit dem Rollstuhl zugänglich – mit Ausnahme der Limaboote. Fast alle Bergbahnen sind auch mit dem E – Rollstuhl zu befahren. Bei den Bussen und Trams sind nicht alle, aber die allermeisten nutzbar. Welche hier möglich sind, wird direkt an der Haltestelle mit einem Symbol angezeigt. Die meisten Haltestellen sind auch umgebaut und man kann selbständig hinein – und heraus – fahren. Einige Ausnahmen gibt es auch noch hier – darunter leider die Haltestellen Central und HBF. Hier helfen die Mitarbeitenden mit einer Rampe aus.

Ich war in etwas weniger als 3 Stunden mit der Bahn in Zürich. Am Hauptbahnhof angekommen, sieht man direkt die große Statur von Alfred Escher – Unternehmer, Politiker und Gründer von einer der beiden Großbanken und drei der größten Versicherungen der Schweiz, um unter anderem die Gotthardbahn und den Gotthardtunnel zu finanzieren und zu versichern. Gleichzeitig war er auch Mitbegründer der Eidgenössischen Technischen Hochschule.

Von hier aus liegt die weltbekannte Bahnhofsstraße vor uns, mit Geschäften und Boutiquen die immer teurer und Luxuriöser werden, je weiter man sie entlang geht oder rollt und schließlich direkt auf dem Bürkliplatz am Zürich See ankommt. Für mich waren diese Geschäfte schön zu bestaunen, strahlen aber keine Anziehungskraft auf mich aus. Zudem gab es bei fast allen kleine Stufen am Eingang. Ich habe allerdings vergessen nachzufragen, ob hier Rampen vorhanden sind, um in die Luxusläden zu kommen. Man spürt aber, dass hier Geld bei manchen Menschen keine Rolle spielt. Ein Luxusgeschäft reiht sich ans nächste – und alle sind gut besucht.

Ein Glace am See mit einer kleinen Pobierkugel für 3,50 Franken

 

Am See sitzen überall Menschen. Von ganz jungen die sich auf Spielplätzen austoben, über Jugendliche und Studenten die dort feiern und grillen zu Familien, Menschen die ihren Luxus zeigen möchten und alten Leuten. Alles ist vorhanden und vermischt sich hier.

Ein Gewirr aus Stimmen, Düften, Musik die gespielt wird und Gläserklirren. Ich komme mir vor wie in einem Film. Es gibt zumindest im vorderen Teil des Sees und auch in der Stadt ein ausgebautes Blindenleitsystem. Menschen mit Assistenzhunden oder Blindenstock habe ich ebenso immer wieder gesehene, wie andere Rollstuhlnutzende.

Zum Thema Rollstuhl muss ich aber sagen, dass ich die Züricher Altstadt niemals mit einem Aktivrollstuhl oder einem Rollstuhl mit Gummibereifung geschafft hätte. Wunderschöne alte und verwinkelte Gassen findet man im Unter – und Oberdörfli. Ein Geschäft reiht sich ans nächste, ein Café an das nächste Restaurant. Überall kann man sitzen und das Leben genießen.

Maria, meine Stadtführerin meinte zu mir – drüben in der Bahnhofsstraße und beim Paradeplatz im Bankenviertel, dort wird das Geld verdient und hier auf der anderen Seite der Limmat, in der Altstadt, da wird es ausgegeben.“ Die Altstadt ist voll mit kleinem und unebenem Kopfsteinpflaster. Aktuell ist es dazu noch eine riesige Baustelle und viele Wege sind für Rollstuhlfahrer versperrt. Mit dem E – Rollstuhl ist das nicht schlimm, aber zum selbst fahren oder schieben lassen, kann das schon sehr anstrengend sein.

Ju, Zürich ist ein ständiges bergauf und bergab. Das macht das Dörfli aus“ sagt Maria zu mir und ich kann ihr nur aus ganzem Herzen zustimmen. Die Straßen werden immer voller mit Menschen und die Stadt beginnt zu leben. An manchen Plätzen findet man vor allen Dingen Touristen, an anderen vermischt es sich doch sehr mit den Zürchern.

Es gibt auch in der Stadt kleine grüne Ruheoasen und ich genieße das sehr. Ein paar Seitenstraßen weiter ist man fast ganz alleine, hier verirren sich kaum noch Touristen her und ich kam mir teilweise vor, wie wenn die Zeit stehen geblieben wäre.

Dadurch, dass Zürich nie in einen Krieg verwickelt war, stehen in der Altstadt noch richtig alte und vor allen Dingen wunderschöne Häuser. Ich konnte mich gar nicht statt sehen. Beim Essen saß eine Dame aus China bei uns und sie erzählte auch immer wieder von den „wonderfull buildings“.

Die Sprache auf den Straßen ist ganz gemischt. Etwas schwiezerditsch, chinesisch, englisch, französisch und deutsch vermischen sich. Eine Stadt die international ist.

In der Führung erfahre ich viel über die Geschichte der Stadt und ihren Wandel. Viele bekannte Persönlichkeiten lebten hier oder stammen auch aus Zürich.

Vom Lindenhof aus hat man einen sagenhaften Blick über die Stadt

Ein ganzer Tag in Zürich und es ist klar, dass ich dazwischen auch einmal auf Toilette muss. Es gibt jede Menge öffentlicher Toiletten. Die normalen WC`s sind frei – für die Behinderten WC´s braucht es einen Franken oder 1 Euro. Der Euroschlüssel geht hier nicht. Dafür waren alle Toiletten auf denen ich war, aufgeräumt und sauber. 

Essen und Trinken

Bei schönem Wetter kann man gefühlt überall draußen sitzen. Ganz gleich ob im Biergarten, im Innenhof, auf einer Dachterrasse oder mit einem Take Away irgendwo am Wasser. Restaurants die auch im inneren mit dem Rollstuhl zugänglich sind, gibt es natürlich ebenfalls. Ich habe hier eine kleine Auflistung für euch.

Mit einem schmalen Geldbeutel in Zürich gut essen zu gehen ist nicht einfach. Es lohnt sich aber auch, hier etwas mehr Geld zu lassen und dafür an anderer Stelle zu sparen. Das Essen und die Getränke sind von höher Qualität und der Genuss steht hier mit an erster Stelle. Hier lässt sich das geschäftige Businesstreiben eher weniger sehen. Höchstens, wenn die Mitarbeitenden am Mittag oder Abend hier ihr Essen zu sich nehmen. Das ist eine Auflistung von Restaurants die mit dem Rollstuhl gut zu besuchen sind. 

Das Fischrestaurant direkt am Zürichsee

Zwei Dinge möchte ich aber nochmals besonders herausheben. Die Schipfe 16 ist ein von der Stadt gefördertes Restaurant, mit dazu gehörigem Laden, indem Langzeitarbeitslose wieder Arbeitsplätze finden. Direkt an der Limmat gelegen ist es zudem ein wunderschöner Platz um gemütlich zu Essen oder zu trinken. In der Äss – Bar mitten im Dörfli, könnt ihr Backwaren vom Vortag zum ca. halben Preis kaufen. Damit wird weniger Essen weggeschmissen und gleichzeitig schon es den Geldbeutel. Leider ist hier eine kleine Stufe am Eingang.

Ich bekam auch die Zunfthäuser empfohlen für ein leckeres, bodenständiges Essen. In einem davon gibt es auch das klassische Käsefondeu. Allerdings nur draußen, denn der Duft ist schon besonders. Hier müsst ihr euch unbedingt vorher anmelden und einen Tisch reservieren. Das lohnt sich sowieso sehr, denn dadurch habt ihr in dieser lebendigen Stadt, dann auch wirklich einen guten Platz.

Rivella – ein Schweizer Orginal mit netten Gesprächen

Die beiden oberen Beispielen zeigen auch die soziale Seite von Zürich. Ebenso wie das Miteinander eine große Rolle spielt, ist die Stadt auch sehr nachhaltig und umweltfreundlich.

Insgesamt ist Zürich eine Stadt, die man gut mit dem Rollstuhl besuchen kann. Eine Stadt, die man gesehen haben sollte.

Mit der Bahn nach oben und man blickt über ganz Zürich. Ein Traum

Und eine Stadt, die ich in mein Herz geschlossen habe. Hier könnt ihr noch mehr sehen, von dem was ich dort erlebt habe. 

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